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Schriftsteller machte einige interessante Vorschläge, schien aber
nicht gern über ihren Mann reden zu wollen.
»Sie sind eine sehr interessante Frau«, sagte er. Das hatte seit
vielen Jahren niemand mehr zu ihr gesagt.
Sie wußte nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Er bemerkte
ihre Verwirrung, wechselte das Thema und begann von Wüsten,
Bergen, versunkenen Städten und verschleierten Frauen mit
nacktem Bauch zu erzählen, von Kriegern, Piraten und weisen
alten Männern.
Der Zug kam. Sie setzten sich nebeneinander, und plötzlich
war sie nicht mehr die verheiratete Frau mit einer Villa am See,
drei Kindern, die sie großziehen mußte, sondern eine
Abenteuerin, die zum ersten Mal in Genf ankam. Sie schaute auf
die Berge, den Fluß und fühlte sich glücklich neben einem
Mann, der sie erobern wollte (alle Männer wollen nur das eine)
und alles daransetzte, um sie zu beeindrucken. Sie dachte daran,
wie viele Männer sie möglicherweise hatten erobern wollen und
daß sie ihnen nie die geringste Chance gegeben hatte. Aber an
diesem Morgen war die Welt wie verwandelt gewesen, und sie
war ein junges, achtunddreißigjähriges Mädchen, das staunend
zuließ, daß ein Mann sie verführte.
Da tauchte im vorzeitigen Herbst ihres Lebens, als sie nichts
Neues mehr erwartete, dieser Mann auf einem Bahnsteig auf
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und trat, ohne anzuklopfen, in ihr Leben. Sie stiegen in Genf
aus, und sie fand ein Hotel für ihn (ein einfaches, denn er wollte
noch am Abend abreisen und keine weitere Nacht in der
sündhaft teuren Schweiz verbringen). Er bat sie, mit ihm
hinaufzugehen und nachzusehen, ob das Zimmer in Ordnung
sei, und sie wußte, was gemeint war, ging aber trotzdem mit. Sie
schlossen die Tür, küßten sich heftig und voller Begehren, er riß
ihr die Kleider vom Leib, und - mein Gott! - er kannte den
weiblichen Körper, weil er das Leiden und die Frustrationen
vieler Frauen kannte.
Sie liebten sich den ganzen Nachmittag, und erst als es dunkel
wurde, verflog der Zauber, und sie sprach den Satz aus, den sie
am liebsten sofort wieder zurückge nommen hätte: »Ich muß
nach Hause. Mein Mann wartet auf mich.«
Er zündete eine Zigarette an. Sie schwiegen minutenlang, und
keiner von beiden sagte adieu. Heidi erhob sich und ging, ohne
sich noch einmal umzudrehen, hinaus, denn sie wußte, jeder
Satz würde der falsche sein. Sie würde den Schriftsteller niemals
wiedersehen. Ihm hatte sie es zu verdanken, daß sie ein paar
Stunden lang nicht mehr die treue Ehefrau, Hausfrau, liebevolle
Mutter, vorbildliche Beamtin, beständige Freundin, sondern
einfach nur Frau gewesen war. Ihr Mann, der sehr wohl merkte,
daß etwas vorgefallen war, fand, sie sei plötzlich soviel
fröhlicher oder auch trauriger, er könne es nicht beschreiben.
Doch ein paar Tage später war alles wieder wie vorher.
: Schade, daß ich dem Mädchen das nicht erzählt habe9 , sagte
sie sich. : Doch sie hätte es sicher nicht verstanden, denn sie lebt
noch in einer Welt, in der die Menschen einander treu sind und
Liebesschwüre auf ewig gelten.9
Aus Marias Tagebuch:
Ich weiß nicht, was er gedacht hat, als er an diesem Abend
die Tür aufmachte und mich mit meinen beiden Koffern dastehen
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sah.
»Keine Angst«, sagte ich sofort, »ich will nicht hier einziehen.
Laß uns essen gehen.«
Er hat mir kommentarlos geholfen, das Gepäck
hineinzutragen. Er hat weder : Hallo9 noch : Wie schön, daß du
da bist9 gesagt. Er hat mich einfach gepackt, mich geküßt,
angefangen, mich zu streicheln, meine Brüste, mein Geschlecht,
am ganzen Körper, als hätte er die ganze Zeit nur darauf
gewartet und als wüßte er, daß dies vielleicht die letzte
Gelegenheit sei.
Er hat mir den Mantel ausgezogen, das Kleid, mich nackt
ausgezogen, und dort in der Eingangshalle, in der kalten
Zugluft, haben wir uns ohne irgendein Ritual oder Vorspiel zum
ersten Mal richtig geliebt. Ich überlegte noch, ihm zu sagen, er
solle aufhören, wir sollten es uns bequemer machen, wir hätten
doch alle Zeit, um unsere Sinnlichkeit zu erforschen. Aber
zugleich wollte ich ihn in mir haben, weil er der Mann war, den
ich niemals besessen hatte und wohl nie besitzen würde und
gerade deshalb mit all meiner Kraft lieben konnte. Zumindest
eine Nacht wollte ich das haben, was ich nie zuvor gehabt hatte
und wahrscheinlich nie wieder haben würde.
Er legte mich auf den Boden, drang in mich ein, noch bevor
ich ganz naß war, aber der Schmerz störte mich nicht, im
Gegenteil, mir gefiel es so, denn er sollte merken, daß ich sein
war und er mich nicht vorher fragen mußte. Jetzt war nicht der
Augenblick, ihm irgend etwas beizubringen oder ihm zu zeigen,
daß ich sensibler, sinnlicher war als andere Frauen. Jetzt ging
es nur darum, ja zu sagen, daß er willkommen war, daß ich
darauf gewartet hatte und freudig akzeptierte, daß er alle
zwischen uns abgemachten Regeln mißachtete. Jetzt sollten nur
unsere Triebe uns leiten, der männliche und der weibliche. Wir
hatten die konventionellste aller Stellungen eingenommen - ich
unten und er oben -, und ich spielte ihm nichts vor, stöhnte
nicht. Ich sah ihn nur an, um mich später an jede einzelne
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Sekunde erinnern zu können. Ich wollte sehen, wie sein Gesicht
sich veränderte, ich wollte spüren, wie seine Hände mein Haar
packten, sein Mund mich biß, mich küßte. Kein Vorspiel, keine
Zärtlichkeiten, keine Raffinessen, nur er in mir und ich in seiner
Seele.
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Cytat
Fallite fallentes - okłamujcie kłamiących. Owidiusz
Diligentia comparat divitias - pilność zestawia bogactwa. Cyceron
Daj mi właściwe słowo i odpowiedni akcent, a poruszę świat. Joseph Conrad
I brak precedensu jest precedensem. Stanisław Jerzy Lec (pierw. de Tusch - Letz, 1909-1966)
Ex ante - z przed; zanim; oparte na wcześniejszych założeniach.